Der Initiant

Reto Seipel

Bevor ich Ihnen etwas über uns erzähle, erlauben Sie mir, dass ich mich kurz vorstelle. Mein Name ist Reto Seipel und von Beruf bin ich Linienpilot. Nach 15 Jahren bei der Swissair/SWISS und 2 Jahren bei Emirates Airline in Dubai, lebe ich nun wieder in der Schweiz und fliege als Freelancer für Edelweiss Air. Vor meiner Linienpilotentätigkeit habe ich die B-Matur gemacht und die Kunstgewerbeschule besucht. Dazwischen durfte ich die Ausbildung zum Militärpiloten durchlaufen und flog als Milizpilot bis Ende 2003 den Mirage-Aufklärer.

Die Geschichte

Die Idee für ein Erlebnisgastronomie-Konzept mit dem Thema Fliegen und Reisen ist bereits im Jahr 2000 entstanden. Aktuell wurde sie nach dem Swissair-Grounding. Durch einen Kollegen kam ich mit Stefan Hunziker, einem Vollblut-Gastronomen, zusammen. Gemeinsam entwickelten wir das Konzept weiter. Gleichzeitig begann ich die Suche nach einem geeigneten Flugzeug. Zur Diskussion standen die DC-3 oder der Metropolitan. Ich stellte sehr schnell fest, dass diese sehr teuer waren. Ein Fliegerkollege, der ein russisches Akroflugzeug besass, empfahl mir die Suche nach Russland auszudehnen. Mit Hilfe seiner guten Kontakte war schnell ein geeignetes und erschwingliches Flugzeug gefunden: unsere Ilyushin 14. Als nächstes galt es ein passendes Gebäude zu entwickeln. Die Wahl des Architekten war denkbar einfach: mein Bruder Andri, Partner im Architekturbüro Otto+Partner in Liestal! Bereits sein erster Entwurf erfüllte alle ästhetischen und praktischen Ansprüche und wurde in der Folge nur noch optimiert.

In fast allen Bereichen betraten wir Neuland mit unserem Projekt. Einerseits wegen dem Layout, aber auch wegen dem Standort. Um so extrem nah am Flughafen-Gelände ein Restaurant bauen zu können musste sogar eine Umzonung beantragt werden. Mit der tatkräftigen Unterstützung der Stadt Opfikon und Unique konnte diese in nur einem Jahr durchgezogen werden. Der Lärmschutz war ein weiteres Thema, das uns und die zuständige Amtsstelle intensiv beschäftigte. Immer wieder stiessen wir auf neue Hindernisse, kleinere und grössere. Mit der Hilfe und dem unheimlich grossen Goodwill aller Beteiligten konnten wir aber alle überwinden oder aus dem Weg räumen. Als eine der grössten Knacknüsse erwies sich die Beschaffung der Papiere, die nötig waren, um unser Flugzeug in die Luft und von Moskau hierhin zu bringen.

Das Konzept

Fliegen und Reisen. Begriffe, von denen eine grosse Faszination ausgeht und die keinen kühl lassen. Dementsprechend wird auch immer wieder versucht diese Themen in ein Gastrokonzept umzusetzen.

Als Swissair-Langstreckenpilot kam ich in der ganzen Welt herum und konnte dabei viele solche Konzepte kennenlernen. Doch fand ich nirgends das «ultimative» Flieger-Restaurant. Denn ich wollte mehr als nur einen onboard-service am Boden bieten, die Fliegerei nicht abstrakt thematisieren. Nein, das Fliegen und Reisen sollte hautnah und «live» erlebt werden können, so wie man es sonst nirgendwo erleben kann. Selbstverständlich braucht es dazu ein echtes Flugzeug, und zwar einen Oldtimer mit Propellern, eine Maschine aus den 50er Jahren. Und einen Hangar. Und echte Flightattendants. Und die Küche muss eine kulinarische Weltreise bieten können. Und es braucht einen richtigen Flughafen in unmittelbarer Nähe.

Auf diesen Eckpfeilern bauten Stefan Hunziker und ich unser Gastrokonzept auf und verfeinerten es in den gut drei Jahren Entwicklungszeit. Unzählige Ideen beteiligter Personen flossen ein und führten zu einem in allen Belangen ausgereiften Projekt. Das Resultat erleben Sie am besten selbst, im «RUNWAY 34» an der Rohrholzstrasse 67 in Opfikon!

Die Philosophie

Wir bieten unseren Gästen eine einmalige, fliegerische Atmosphäre und entführen sie dabei auf eine internationale kulinarische Reise, ob zu zweit oder mit über 300 Passagieren an Bord. Uns ist es wichtig den Flieger-Mythos von A bis Z und konsequent zu leben. Unsere Passagiere sollen Ihren Alltagsstress draussen lassen und in eine andere Welt eintauchen können. Unser grösstes Anliegen ist es, alle unsere Gäste mit viel Aufmerksamkeit, natürlichem und herzlichem Service sowie tadelloser Bordverpflegung zu verwöhnen. Unsere Mitarbeiter werden stetig weitergebildet und sind somit allen Anliegen gewachsen.

Das «Little Extra» prägt unseren Berufsalltag. Wir sind mit ganzem Herzen Gastronomen mit dem Hang zur Extravaganz im Sinne des gelebten Flieger-Mythos. Aufgrund unserer grossen Kapazität sind wir sehr flexibel und können schnell mal anstatt 50 Gäste mit Reservation auch gut das Doppelte oder Dreifache meistern. Reservationsanfragen am Mittag für eine Gruppe von 20 Personen für den gleichen Abend sind genauso wenig eine Seltenheit wie geschlossene Gesellschaften mit 320 angemeldeten Gästen, die dann plötzlich 40 Passagiere mehr dabei haben. Diese Flexibilität fordert von uns allen täglich einen hundertprozentigen Einsatz und ist nur deshalb möglich, weil die ganze Crew immer ihr Bestes gibt und Hand in Hand arbeitet. Unser Teamspirit ist enorm wichtig, um das Runway 34 sicher und komfortabel durch sämtliche Wetterlagen führen zu können. Unser Ziel ist es stets gemeinsam vorwärts zu kommen.

IL-14, das Flugzeug

Die legendäre Douglas DC-3 veranlasste den russischen Konstrukteur Sergej Ilyushin im Jahre 1943 die Il-12 zu entwickeln. Das ursprünglich mit vier Motoren geplante Flugzeug glich der DC-3 war aber ungefähr 20% grösser und hatte ein Bugrad. Vor dem Erstflug 1945 wurde die Il-12 umkonstruiert und wurde neu von zwei Dieselmotoren mit Dreiblatt-Propellern angetrieben. Als die Aeroflot 1947 den Linienflugbetrieb mit der Il-12 aufnahm, bot die Kabine 18-21 Passagieren Platz und die Besatzung bestand aus 2 Piloten, einem Navigator, einem Funker und einer Stewardess. Obwohl dieser Typ auch in ein paar Sovjetfreundlichen Staaten sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt wurde, blieb ihm ein wirklicher Erfolg versagt. Die Il-12 war ganz einfach zu schwer.

Sehr bald wurde deshalb die Weiterentwicklung mit der Bezeichnung Il-14 in Angriff genommen. Der Prototyp flog zum ersten Mal im Juli 1950. Die Il-14P (P stand für Passazheerskiy/Passagier) bekam vom Testpiloten Vladimir Kokkinaki ausgezeichnete Noten. Vor allem lobte er das sehr übersichtliche Cockpit und die gute Sicht nach draussen. Zudem war das Flugzeug nun sehr gut motorisiert, nämlich mit 2 ASh-82T mit je 1900 PS.

Am 1. April 1953 beschloss die Regierung die Il-14 in der Fabrik No. 84 in Tashkent herzustellen. Die Produktion begann dann im Herbst 1953. Das Flugzeug kam ab 1954 in der 18-sitzigen Version bei der Aeroflot auf die Strecke. Das Startgewicht betrug maximal 17 Tonnen. Es wurden auch zahlreiche militärische Versionen entwickelt. Zum Beispiel die Il-14D-30, die zum Absetzen von Fallschirmgrenadieren eingesetzt wurde. 1956 kam die um einen Meter verlängerte Il-14M dazu. Dieser Typ hatte auch ein verbessertes elektrisches System, neuere Avionik und eine vergrösserte Reichweite. Die Sovjetische Luftwaffe setzte diverse Spezialversionen ein, zum Beispiel zur Beobachtung von Eisbergen, als Fotoflugzeug oder als Vermessungsflugzeug.

Die Ilyushin wurde auch in einigen Ostblock-Ländern in Lizenz hergestellt. So baute unter anderen die CSSR 200 Avia-14s und in der DDR verliessen 80 Maschinen die Produktionshallen der VEB in Dresden.

Die Aeroflot setzte die Il-14 in den 50er Jahren vorwiegend im Inland ein. Die längste Strecke verband Leningrad mit Vladivostok, war fast 8000 km lang und wurde mit 10(!) Zwischenlandungen in 33 Stunden und 35 Minuten zurückgelegt. Mit der Einführung der schnelleren Tu-104 und Il-18 kam die Il-14 dann nur noch auf der Kurzstrecke zum Einsatz. Sie wurde in 31 Länder exportiert und war bis in die 80er Jahre weit verbreitet.

Technische Daten (IL-14P/T):

  • Spannweite: 31.7m
  • Länge: 21.31m
  • Leergewicht: 12’080kg
  • Max Startgewicht: 17’250kg
  • Max Geschw.: 393 km/h

Details zu 01146 Il-14T / Red 21, unserem Flugzeug:

Gebaut wurde es 1957 in Tashkent als 8. Maschine der 38. Serie dieses Jahres. Das Flugzeug wurde mit der Immatrikulation 01146 und dem Codenamen „Red 21“ an die Sowjetische Luftwaffe ausgeliefert. Es hatte damals einen dunkelgrünen Tarnanstrich und war in Moskau-Chkalovsk, auch bekannt als Star City – dem Cosmonauten-Ausbildungszentrum nordöstlich von Moskau, stationiert.

Bis 1992 war unsere Il-14 im aktiven Einsatz. Nach der Ausmusterung wurde sie an eine Privatperson verkauft und nach Moskau-Myachkovo überflogen. Später wurde sie nach Zhukovsky verlegt und dort von uns 2002 wiederentdeckt. Nach einer gründlichen Überholung absolvierte unser Flugzeug am 7. April 2005 erfolgreich den Testflug. Unsere Il-14 hat bis heute 9160 Flugstunden.